Montag 14.09.2009 – gegen 23:30Uhr
Ich betrete mit Gucci den Hausflur, um unsere abendliche Gassirunde anzutreten. Sobald ich die Tür schließe, wird gegenüber die Tür aufgerissen und B**** F****** (BF) steht vor mir. „Einen wunderschönen guten Tag“ wird mir enthusiastisch entgegengeschmettert. Ich bin leicht konsterniert ob der plötzlichen Begeisterung unseres ansonsten mehr als verschlossenen Gegenübers. „Guten Abend“. Mit Tränen in den weit aufgerissenen Augen streicht sich BF durchs Haar.
BF: Ich habe ganz vergessen mich für damals bei Ihnen für damals zu bedanken.
Ich: Kein Thema.
BF: Wissen Sie wer ich bin?
Ich: Natürlich.
BF: Wer bin ich denn?
Ich: BF unser Nachbar. Gucci, bleib mal hier.
BF: Jaaaaaa Gucci, bleib hier.
Ich gehe die Stufen runter, begleitet von BF.
Ich: Ähm, ich möchte jetzt eigentlich mit dem Hund runter.
BF ignoriert mich und folgt mir weiter die Treppe hinunter. Auf dem Treppenabsatz bleibe ich stehen und er zündet das erste Mal das Feuerzeug an, das er in der Hand hält und starrt mich vollkommen irr an.
Ich: Ihre Tür ist oben noch offen.
BF: Jaaaa, meine Tür ist noch offen. Wissen Sie wer ich bin?
Ich: Also das ist mir jetzt zu merkwürdig. Ich möchte jetzt bitte mit meinem Hund runter gehen.
BF stellt sich an die Wand, zündet noch einmal sein Feuerzeug, starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an und sagt ganz langsam „Seeeeeendeeeepaaaaauuuuuseee.“
Ich sehe zu, dass ich Land gewinne, höre keine Schritte hinter mir und begebe mich mit klopfendem Herzen auf die nächtliche Runde. Dabei verfluche ich mich selbst, weil ich leichtsinniger Weise mein Handy nicht mitgenommen habe.
Auf meinem Rückweg kommt mir BF auf der anderen Straßenseite rauchend entgegen. Ich bleibe auf meiner Seite und bin froh, das ich ohne ihm im Hausflur fürchten zu müssen, in meine Wohnung kann. Oben angekommen steht BFs Wohnungstür sperrrangelweit auf und „Love Hurts“ läuft auf voller Lautstärke.
Dienstag, 15.09.2009 – zwischen 03:15 und 4 Uhr
Bis jetzt war es eine ruhige Nacht, doch dann geht die Klingelei los. Alle fünf Minuten wird an unserer Tür geklingelt. Mal direkt, mal von der Haustür aus. Allerdings sagt niemand etwas und leider haben wir keinen Spion. Von der Lautstärke der Musik nebenan her zu urteilen, kann das nur BF sein. Nach einer halben Stunde und einer Diskussion auf der Strasse, die wir nicht mithören können, ist endlich Ruhe. Scheinbar – denn wir haben einen Wachhund und der schlägt mehrmals an und merkt, dass sich jemand im Flur herumtreibt und sich auch ein zwei Mal an unserer Tür zu schaffen macht. Eine Weile habe ich Geduld und vor allem auch ziemlichen Schiss, denn BF war ja offensichtlich nicht ganz bei sich und scheint es auch jetzt nicht zu sein. Um kurz nach 4 Uhr reißt mir der Geduldsfaden. Angst hin oder her, ich schließe unsere Tür auf, reiße sie auf und ......... BF hockt splitterfasernakt vor seiner verschlossenen Tür, fummelt an ihr rum und brüllt „Soundcheck“.
Daraufhin reißt mein Geduldsfaden endgültig – mein Griff geht zum Telefon und ich rufe die Polizei, zumal BF ja nun auch nicht mehr in seine Wohnung kommt. 5 Minuten später kommen 3 Polizisten und den Dialog, der sich dann ereignet, kann ich nur noch rudimentär wiedergeben.
Zunächst kommen die Herren die Treppe hoch und man hört ein Handgemenge und die mehrmalige Aufforderung eines Polizisten „Ruhig, Brauner! Ruhig, Brauner!“. BF ruft die ganze Zeit „Soundcheck! Soundcheck!“.
BF: „Ich kenne euch!“
Polizei: „Sie kennen uns? Wer sind wir denn?“
BF: Ich kenne Euch alle 5. Nein. Falsch. Eins, zwei, alle drei. Soundcheck!
Polizei: Wissen Sie, wer Sie sind?
BF: Ich bin B**** ..... F*….***** aus der Schnellerstr. 36. Das ist mein Haus, das ist meine Wohnung. Meine Porsche Wohnung. Soundcheck. Es ist der 11. September, bei mir BF steigt die größte Party der Welt.
Polizei: Welches ist denn Ihre Wohnung?
BF: Suchen Sie sich eine aus. Links, rechts. Das ist meine Wohnung, mein Porsche-Haus. Ich mache einen Soundcheck. Wissen Sie was ein Soundcheck ist? Sooooouuuuuundcheeeeeck!“
Polizei: Haben Sie den Schlüssel zu Ihrer Wohnung? Können Sie bitte in Ihre Wohnung gehen!
BF: Ich, BF, mache eine Soundcheck. Das ist der wichtigste Termin meines Lebens. Ich mache einen Soundcheck. Das ist mein Haus. Die Schnellerstr. 36 ist das geilste Haus in Berlin. Paul Potts. Kennen Sie Paul Potts? Paul Potts, xxx xxxxx, xxxx xxxxx, alle kommen sie. In 14 Tagen. Heute ist der 11. September, ich bin BF.
Polizei: Was ist denn ihr Problem? Haben Sie Drogen genommen. Wenn Sie nicht in Ihre Wohnung gehen, müssen wir einen Krankenwagen rufen.
BF: Jaaaaaaaa. 5 Drogen! Charité! Charité! Kennen Sie die Charité? Dr. Blablabla Blablabal? Ich mache einen Soundcheck.
Polizei: So, jetzt setzen Sie sich erstmal auf diesen Stuhl. Wenn Sie nicht in Ihre Wohnung gehen, holen wir den Krankenwagen.
BF: Ja, grüner Stuhl. Klingeln Sie doch mal bei meiner zweitbesten Freundin gegenüber. Daaaaaahaaa. Weißer Schalter, grüner Stuhl. Ich mache einen Soundcheck!“
Und so weiter und so weiter. In der Zwischenzeit kommt auch ein Nachbar die Treppe hoch und erzählt, dass er BF vorhin genauso nackt auf der Straße getroffen habe und er da auch schon genauso wenig zurechnungsfähig war.
Letztendlich ruft die Polizei einen Krankenwagen und geleitet BF die Treppe hinunter. Dann wird bei uns geklopft und gefragt, ob wir unseren Nachbarn kennen würden. Ich erzähle kurz die Geschichte, dass wir ihn vor einem halben Jahr vermisst melden mussten und da schon mal die Polizei geholt haben, dass dann aber Ruhe war. Bis heute abend/früh.
Bin gespannt, ob und wie die Geschichte weiter geht. Obwohl – auf noch so eine Nacht habe ich nicht wirklich Lust und ich muss auch nicht unbedingt bei jedem Schritt, den ich im Haus tue, Angst haben müssen, dass mein netter Nachbar mal wieder durchdreht.
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